Neu-Bechburg – die mietbare Perle am Jurasüdfuss

Im Schatten der Burg lässt sich nicht nur für einen Sommer lang leben wie im Mittelalter. Die Perle am Jurasüdfuss bietet Möglichkeiten, die Burg das ganze Jahr über zu nutzen für Hochzeiten, Firmenevents, Seminare, Apéros und vieles andere mehr.

Wenn der Begriff «Balkonien» in einer gewissen Mächtigkeit sowohl in zeitlicher wie räumlicher Ausdehnung auf etwas zutrifft, dann auf den Jurasüdfuss insbesondere im bernisch-solothurnischen Grenzgebiet. Dort befindet sich – von der A1 aus nicht zu übersehen – auf einem knapp hundert Meter langen und durchschnittlich 15 Meter breiten Felsband unterhalb des Roggens und oberhalb Oensingens die weithin sichtbare Neu-Bechburg. Könnten wir uns auf einer Zeitreise um die 1000 Jahre zurückbewegen, würden vor unserem geistigen Auge vier weitere Burgen auftauchen: die Erlinsburgen, die heute unbeachtet als Ruinen auf der Lehnflue stehen. Die Lehnflue liegt etwa hälftig in den Gemeinden Oensingen SO im Osten und Niederbipp BE im Westen. Die markante Felsrippe ist eine der wichtigsten archäologischen Fundstellen am Jurasüdfuss. Auf ihrem schmalen, langgezogenen Grat liegen nicht nur Mauerreste von vier mittelalterlichen Anlagen; zahlreiche Funde belegen auch, dass die Lehnflue wahrscheinlich seit der Altsteinzeit immer wieder als «Balkonien» entdeckt, begangen und auch besiedelt wurde. Der Zahn der Zeit lässt heute alle vier Burgen – Vordere, Mittlere, Hintere und Hinterste – als Ruinen ihr Dasein fristen. Anders die Neu-Bechburg, gerne auch Perle am Jurasüdfuss genannt. Die hat es im Lauf ihrer mehrerer Jahrhunderte dauernden Karriere zu allerhand gebracht: Mal war sie wehrhafte Festung, dann Bischofssitz, Armenhaus, Privatwohnung, Wirtshaus, Steinbruch und herrschaftliche Sommerresidenz mit Lindengarten, Zehntenkeller, Zwingergarten, Orangerie und Wehrgang für Ausstellungen – heute der Öffentlichkeit zugänglich und mietbar. Aber der Reihe nach.

Urkundlich verbrieft anno 1313

Der Baubeginn der Neu-Bechburg wird auf etwa 1240 geschätzt, das erste Mal urkundlich erwähnt wurde sie 1313. Die von den Freiherren von Bechburg erbaute Anlage wechselte schon früh mehrmals die Besitzer. Unter ihnen finden wir die Grafen von Froburg, von Nidau, von Thierstein, von Kyburg und von Buchegg. Konrad von Laufen verkaufte Burg und Herrschaft 1415 an Bern, das noch im gleichen Jahr die Stadt Solothurn, wohl zum Dank für die Mithilfe bei der Eroberung des Aargaus, als Mitbesitzerin einsetzte. 1463 gelangte Solothurn in den Alleinbesitz der Burg und errichtete hier einen bevorzugten Landvogteisitz. Die heutige Kantonsgrenze zwischen Solothurn und Bern geht auf die ursprüngliche Grenze zwischen den Herrschaften Neu-Bechburg und Bipp zurück; sie wurde 1463 festgelegt.

Die Vögte der Stadt Solothurn liessen es sich auf der Burg wohl ergehen, liessen sich in den folgenden Jahrhunderten auch einige, wenn auch marginale Umgestaltungen einfallen. So wurde beispielsweise die Kapelle erneuert und mit einem Glockentürmchen versehen; die beiden Wehrtürme erhielten neue Dächer. Und etliche Bestellungen der Vögte im Zeughaus von Solothurn zeigen, dass die Burg in Verteidigungsbereitschaft gehalten wurde. Während der Wirren des Dreissigjährigen Krieges diente sie dem Bischof von Basel und seinem Gefolge als sicheres Sommerquartier, als sich dieser, wegen der vielen Angriffe auf seine Residenz in Delsberg, nicht mehr sicher fühlte. Er und sein Gefolge von 15 Personen fanden 1635 auf der Burg, nebst dem Verwaltungsapparat des Landvogts, eine sichere Unterkunft

Dann kamen die Franzosen. Mit deren Einfall verlor die Bechburg im Jahre 1798 ihre Aufgabe. Zeitweise diente sie noch als Armenhaus, als Privatwohnung, als Wirtshaus und ja – auch das noch – sogar als: Steinbruch. Teile des Wehrbaus jedenfalls waren bereits abgebrochen, als er 1835 für 1605 Franken von der Basler BankerFamilie Merian gekauft wurde. Noch im gleichen Jahr folgte der Weiterverkauf an den Basler Berufskollegen Johannes Riggenbach. Dieser liess die Burg bis 1880 instand stellen und zu einem Feriendomizil für seine Familie umbauen. Dabei wurde der südwestliche Teil der Hauptburg weitgehend abgetragen und zur Gartenterrasse umgestaltet. Riggenbachs Sohn Friedrich, der als grosser Freund der schönen Künste galt, restaurierte und erweiterte die Burg ab 1880 im Stile des ausgehenden 19. Jahrhunderts zum veritablen Sommersitz mit Lustgärten, kleinem Piscine, Fumoir und was sonst noch so dazu gehörte.

Weil enorme Kosten für die Erhaltung des Bauwerks ins Haus standen, verkaufte die Familie Riggenbach die Neu-Bechburg 1975 an den Oensinger Bürger Dr. Walter Pfluger-Baumgartner. Dieser vermachte die Anlage der neu gegründeten Stiftung «Schloss Neu-Bechburg». Seither wurde die Burg in mehreren Etappen restauriert und ist heute beschränkt der Öffentlichkeit zugänglich. Denn die Stiftung hat es sich zur Hauptaufgabe gemacht, dass in den letzten Jahrzehnten baulich vernachlässigte Schloss wieder zu neuem Leben zu erwecken. Dabei soll das Aussehen der Burg nicht verändert werden. Der Stiftungsrat hat entschieden, die künftigen Renovationen, entsprechend der letzten Renovation der Familie Riggenbach, auszuführen.

In verschiedenen Bauetappen hat man mit viel Geschick die Räume einer sanften Renovation unterzogen. Die Auslagen belaufen sich in der Zwischenzeit auf gegen 9 Millionen Franken. Dank vielen Spenden, den Beiträgen der Gemeinden sowie von kantonalen und eidgenössischen Institutionen konnten diese Investitionen finanziert werden.

Die Neu-Bechburg kann für private Feste (Geburtstage, Hochzeiten usw.), für Firmenanlässe (Vorträge, Seminare usw.) sowie für historische Führungen gemietet werden. Die günstigen Mietkonditionen und das angenehme Ambiente führen dazu, dass die Burg sehr gut genutzt wird.

Das Schloss ist in all seinen Facetten heute noch gefragt und lässt sich für allerlei Anlässe mieten, und auch Führungen durch die vornehmlich aus dem 19. Jahrhundert stammenden Zimmer sind auf Anfrage möglich.

Die diversen Räume, die den Mietern zur Verfügung stehen, lassen sich in drei Gruppen gliedern:

  • Die «Apéro-Räume» eignen sich zum ungezwungenen Zusammensein. Zwingergarten und Lindengarten bedingen trockenes Wetter, der Zehntenkeller dient als Ausweichplatz bei Schlechtwetter, aber auch für eine heisse Disco oder Multimedia-Vorführungen.
  • Die «Speiseräume» befinden sich alle auf derselben Etage. Gartenzimmer und Landvogteistube können einzeln oder im Verbund über eine grosse Öffnung genutzt werden. Eine weite Glasschiebetüre ermöglicht den direkten Zugang vom Gartenzimmer zum Lindengarten. Die alte Küche kann ebenfalls zum Essen im kleineren Rahmen verwendet werden, für Fondue oder Raclette, zum Speckstein-Grillieren usw.
  • Die «Serviceräume» dienen der Aufbereitung und Bereitstellung der Speisen, können aber auch, wie das Office, für Buffets genutzt werden. In der Orangerie befinden sich zudem weitere Toiletten für die Besucher des Zwingergartens.

Schloss Alt-Bechburg

Apropos: Wo es eine Neu-Bechburg gibt, muss die Alt-Bechburg nicht weit sein. Die gibt es. Sie wurde im 11. Jahrhundert auf einem schmalen Felsgrat am Passweg über den Buchsiterberg, einem im Mittelalter vielbegangenen Juraübergang, erbaut. Die Alt-Bechburg ist heute als Ruine auf Gemeindegebiet von Holderbank zu besichtigen.

Das Schloss Neu-Bechburg hat jedoch einen Trumpf: Es ist der markanteste Punkt im Ortsbild von Oensingen. In Vergessenheit wird es in nächster Zeit nicht geraten. Das hat auch damit zu tun, wie die Stiftung und allen voran der Schlosswart die ehemalige Burg betreuen. Die Zusammenarbeit mit der Einwohner- und der Bürgergemeinde funktioniert. Gut verankert ist der Stiftungsrat in der Region, und ein Gönnerverein kümmert sich zusätzlich um das Schloss. Spenden von Fr. 200.- und mehr erscheinen im Treppenhaus des Schlosses auf der Sponsorenliste.

Laut Franz Kamber, Präsident der «Freunde Schloss Neu-Bechburg», hat sich der Verein mit seinen inzwischen 650 Mitgliedern zum Ziel gesetzt, jährlich einen namhaften Betrag für den Unterhalt des Schlosses zu sammeln. Zudem werden fünf bis sechs öffentliche Anlässe organisiert, damit das Schloss mit seinen musealen Zimmern besucht werden kann.

Nicht zu vergessen sind die vielen Stunden an Fronarbeit, die mit einer netten Geste «entschädigt» werden: Personen, die sich in einer besonderen Weise um die NeuBechburg verdient gemacht haben, erhalten den Titel «Ehrenritter der Bechburg». 100 Stunden Fronarbeit berechtigen dazu, vom Bürgergemeinde-Präsidenten, anlässlich einer kleinen Feier auf der Bechburg zum Ritter geschlagen zu werden.